Für den Bürgermeister war der FDP-Politiker quasi ein „Mitarbeiter“
07. Januar 2020
FDP-Politiker Konstantin Theuer im Alter von 81 Jahren gestorben
Konstantin Theuer: Ein Mann mit allseits geschätzter Erfahrung in der Eschweiler Politik. Foto: Patrick Nowicki.
Eschweiler. Der FDP-Politiker Konstantin Theuer ist in der Nacht auf Dienstag mit 81 Jahren gestorben. Er war ein Mann, der für seine Menschlichkeit sehr geschätzt worden ist.
Theuer war bekanntermaßen gesundheitlich angeschlagen, dennoch kam sein Tod insbesondere für seinen langjährigen Parteikollegen und Weggefährten Ulrich Göbbels überraschend. Beide hatten noch am Montagabend telefoniert und sich für Dienstagmorgen im Rathaus verabredet.
Stimmen zu dem Tod eines Politikers und Menschen, der im Rathaus Spuren hinterlassen hat:
Ulrich Göbbels (FDP-Fraktionsvorsitzender): „Konstantin Theuer und ich haben 45 Jahre lang politisch zusammengearbeitet, dadurch haben wir auch privat Kontakt gehalten. Es gab quasi keinen Tag, an dem wir nicht telefoniert haben. Wir haben über einen so langen Zeitraum ohne jeden Streit zusammengearbeitet, das ist etwas sehr Wertvolles und nicht selbstverständlich, wo sich doch heute so viele im politischen Umfeld streiten. Mit ihm verbinde ich sehr viel, wir sind immer füreinander eingestanden. Es war immer unser Ziel, die FPD hier voranzubringen. Sein Verlust fällt mir sehr schwer.“
Rudi Bertram (SPD, Bürgermeister): „Konstantin Theuer zog in den Stadtrat ein, als ich 1999 Bürgermeister wurde. Da begann die Zusammenarbeit, als Kopf der FDP war er mir aber natürlich schon länger bekannt. Er hatte eine Wahnsinns-Präsenz im Rathaus, er war immer in seinem Büro am Wochenende oder nach den Dienstzeiten, wenn er gesundheitlich gut dran war. Deswegen habe ich ihn mal als Mitarbeiter bezeichnet. Er war noch ein richtiger Kommunalpolitiker, der immer vor Ort war. Und bei ihm hatte ich nie den Eindruck, dass er andere Ambitionen verfolgt. Theuer hatte Augenmaß, war fair, loyal und menschlich in Ordnung. Er war ein Allrounder, der nicht nach Themen schlug, sondern immer informiert war und er war jemand, der ständig nachgefragt hat.“
Willi Bündgens (CDU-Fraktionsvorsitzender): „Ich habe Konstantin Theuer unwahrscheinlich gemocht, er war ein verlässlicher Kumpel, mit dem man trefflich über Politik streiten konnte. Es spielte aber für uns nie eine Rolle, dass wir anderer Meinung waren, weil wir am Ende immer auf einen für beide verträglichen Nenner kamen. Konstantin war jemand, der auch unvermittelt mit politisch gesetzten Worten angreifen konnte. Alles in allem ist sein plötzlicher Tod ein Verlust, von dem ich überrascht bin, und er macht mich betroffen. Er wird uns fehlen.“
Nadine Leonhardt (SPD-Fraktionsvorsitzende): „Konstantin Theuer war ein Urgestein im Eschweiler Rat, der trotz seiner eingeschränkten Gesundheit immer aktive Ratsarbeit geleistet hat, und er war jemand, der konstruktiv an Lösungen mitgearbeitet hat. Konstantin Theuer hatte eine selbstständige Meinung, die er immer leidenschaftlich vertreten hat. Menschlich habe ich ihn als aufmerksamen Beobachter mit pointierten Bemerkungen kennengelernt. Dabei hatte er überhaupt keine bissige Art, sondern war sehr angenehm.“
Dietmar Widell (Grünen-Fraktionsvorsitzender): „Es war eine Leistung von Konstantin Theuer, dass er in seinem Alter noch politisch so mitgemacht hat. Er war immer ein Ratsmitglied, das sich eingesetzt hat. Politisch hatte er mit uns nicht viel zu tun, aber in der Kommunalpolitik stehen auch eher die Menschen im Fokus – und Konstantin Theuer war menschlich sehr angenehm.“
Albert Borchardt (Linken-/Piraten-Fraktionsvorsitzender): „Als ich 2009 als Einzelvertreter in den Rat eingezogen bin, ist Konstantin Theuer immer auf mich zugekommen, um in der Opposition zusammenzuhalten. Und er wusste ja selbst, wie schwer es als Einzelvertreter ist. Er hat immer für die Sache gekämpft, aber nicht polemisch, sondern sachlich – und immer mit Herz. Von seinem Alter her war Konstantin Theuer jemand, dem man gerne zugehört hat. Es bleibt mir in Erinnerung, wie er trotz seiner gesundheitlichen Beschwerden nie klein beigegeben hat. Er war ein Kämpfer.“
Ein großes Ziel, dass Theuer mit der FDP in Eschweiler erreicht hat, war: die Partei nach ihrem Ausscheiden 1964 am 12. September 1999 wieder in den Rat zu führen. In diesem Jahr wollte die FDP Konstantin Theuer, der seit 1975 für den Rat kandidiert hat, zum Ehrenvorsitzenden ernennen.
Zur Person: Fünf Jahre lang im Rat Fraktionsvorsitzender
Konstantin Theuer ist am 4. November 81 Jahre alt geworden. Geboren in Aachen-Burtscheid, erlangte er zunächst die „Mittlere Reife“ an der David-Hansemann-Schule in Aachen. Er wählte eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann, die er 1958 abschloss. Seinen Wehrdienst leistete er an der Donnerberg-Kaserne ab, und er wurde zum Unteroffizier der Reserve befördert. In einer großen deutschen Versicherungsgesellschaft stieg er bis zum Bezirksdirektor und Organisationsleiter auf. Der Ehemann und Vater zweier Kinder lebte seit 1979 in Dürwiß, wo er auch Mitglied der Narrengarde war. Am 1. August 1964 trat er FDP bei. Zwischen 2004 und 2009 führte er die FDP-Fraktion im Rat als Fraktionsvorsitzender.
Quelle: Eschweiler Zeitung, 07.01.2020